Anne Sasson - Ganzheitliche Hundegesundheit
Kauartikel und nierenkranke Hunde: Passt das zusammen?
Was kann ich ihm zu Kauen geben?
Das ist eine der ersten Fragen, die mir gestellt werden, wenn ich einen Fütterungsplan für eine nierenkranken Hund erstelle. Die meisten Hunde bekommen regelmäßig Kauartikel. Die Auswahl der Produkte am Markt ist riesig, die Qualitätsunterschiede beachtlich. Darüber hinaus bekommen viele gebarfte Hunde Knochen, damit ihr Kalziumbedarf gedeckt wird.
Wie sieht es aber aus, wenn dein Hund eine Nierendiät fressen soll? Sie Kauartikel für immer und ewig aus seinem Plan gestrichen?
Kauen macht glücklich
Kauen ist eine sinnvolle und gesunde Betätigung. Das Gebiss deines Hundes ist von Natur aus perfekt dazu geeignet, harte Futtermittel so vorzubereiten, dass sie anschließend problemlos verdaut werden. Mit den vorderen, sehr scharfkantigen Backenzähnen zerkleinert er vor allem das Fleisch und weichere Knochen. Die hinteren Backenzähne nutzt er, um harte Knochen regelrecht zu brechen. Mit den Schneidezähne knabbert und nagt er.
Je häufiger seine Zähne ihre verschiedenen Funktionen erfüllen dürfen, umso sauberer und gesünder bleiben sie. Und nicht nur das: Beim Kauen werden Endorphine freigesetzt. Während er sich mit seinem Kauknochen, Rinderhaut oder Schweinohr beschäftigt, ist dein Hund glücklich und die Wirkung hält auch länger an. Er wird insgesamt ruhiger, wenn er regelmäßig kauen darf.
Wie sieht es aber bei nierenkranken Hunden aus? Was kannst du ihnen zum Kauen anbieten?
Elendig lange Tabuliste
Es ist tatsächlich eine wirklich schwierige Frage. Nierenkranke Hunde dürfen keine Knochen fressen, da diese sehr viel Phosphor enthalten. Die ganze Palette der getrockneten Kauartikeln sind ebenfalls Tabu. Die Liste ist lang: Getrocknetes Fleisch oder Pansen, Sehnen, Kopfhaut und Ohren, mit oder ohne Fell: Viele dieser Leckereien bestehen zu mehr als 85% aus Protein. Das ist ganz logisch, da dem Ursprungsprodukt das Wasser entzogen wurde. Nun werden diese Kauartikel möglicherweise nicht so schnell wie frisches Fleisch verspeist.
Wie wäre es also, wenn du nur ab und an ein ganz kleines Stückchen geben würdest? Es ist theoretisch möglich auszurechnen, wie viel Protein du von der gesamten Ration abziehen müsstest, um deinem Hund gelegentlich diese Freude zu gönnen.
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Unter dem Aspekt des Proteins könntest du über Rinderhorn oder Hirschgeweih nachdenken, da sie im Vergleich zu den anderen Kauartikeln weniger Protein enthalten. Allerdings sind sie extrem hart, so dass viele Hunde sich überhaupt nicht für sie interessieren.
Wichtig ist es aber auch, auf die Hochwertigkeit der Proteinquelle zu schauen. Es stellt sich die Frage, ob ein Teil des hochverdaulichen Fleisches durch weniger verdauliche Stücke wie Sehnen oder getrocknete Haut ersetzt werden sollte? Gerade wenn aufgrund der Nierendiät der Fleischanteil reduziert wird, ist es besonders sinnvoll, auf die hohe Verdaulichkeit zu achten. Aus dem gefüttertem Fleisch sollte dein Hund wirklich einen Maximum an Nährwerten erhalten sollen, weshalb auf nährwertarme Stücke verzichten werden sollte.
Oftmals hast du die Möglichkeit, Kauartikeln aus verschiedenen Tierarten anzuschauen.
Hier habe ich getrocknete Kopfhaut verglichen.
Getrocknete Haut vom | Rohproteinanteil |
Rind | 92,60% |
Lamm | 67,40% |
Büffel | 80,00% |
Kaninchen | 60,33% |
Hirsch | 80,20% |
Und was ist mit Phosphor?
Du wirst also Informationen über den Proteingehalt finden und somit auch verschiedene Kauartikel vergleichen können. Aber wie sieht es mit Phosphor aus?
Eine der grundlegenden Regeln, wenn es um Nierendiät geht, besteht darin, den Phosphorgehalt zu reduzieren. Phosphor wird hauptsächlich in den Knochen gespeichert, weshalb Knochen bei einer Nierendiät als allererstes vom Plan gestrichen werden. Phosphor ist aber auch in größeren Mengen in Fleisch enthalten, somit auch in allen Kauartikeln aus getrocknetem Fleisch.
Leider ist es kaum möglich, den Phosphorgehalt in Kauartikeln herauszufinden. Die Hersteller sind lediglich verpflichtet, den Rohascheanteil anzugeben. Die Rohasche ist das, was nach starker Erhitzung im Futter übrig bleibt. Beim Hundefutter entspricht es dem Anteil aller Mineralien, also Calcium, Phosphor, Eisen, Kupfer, Kalium, Natrium, Selen, Zink, Jod usw.
Es ist also nicht möglich, den eigentlichen Phosphoranteil der verschiedenen Kauartikel zu vergleichen. Beim Rohascheanteil gibt es recht große Unterschiede, wobei unklar bleibt, ob diese ausschließlich auf Phosphor zurückzuführen sind.
Hier sind verschiedene Kauartikel vom Rind:
Kauartikel | Rohascheanteil |
Fellstreifen | 3% |
Blättermagen | 6% |
Kopfhaut | 0,9% |
Lunge | 5,2% |
Ohr | 3% |
Horn | 0,5% |
Sehnen | 1% |
Was darf dein nierenkranker Hund also kauen?
Um diese Frage ganz individuell beantworten zu können, müssten wir erst verschiedene Punkte klären:
- Wie stark soll bei deinem Hund der Phosphor- und Proteingehalt reduziert werden? Ist die Einschränkung in einer Anfangsphase noch gering, könnten wir ausrechnen, wogegen wir ein kleines Stückchen sagen wir Kopfhaut austauschen könnten. Wieviel Fleisch müsstest du von seinem Futter abziehen, um ihm diese Freude zu bereiten?
- Wie lange wird dein Hund an diesem Stückchen tatsächlich kauen? Ist es dann wirklich noch Kauspaß? Dient es tatsächlich der Zahnpflege? Oder ist die kleine Schweineohrecke in wenigen Minuten verdrückt?
- Ist es erstrebenswert, hochwertiges und hochverdauliches Fleisch aus seiner bereits reduzierten Nierendiät zu „opfern“, um es gegen minderwertigere Kauartikel einzutauschen?
Viel sinnvoller erscheint es mir, ihm Selbstgebackenes anzubieten. So kannst du die Zutaten aussuchen, die deinem nierenkranken Hund nicht schaden. Je nach Zusammensetzung können diese Gebäckstücke richtig hart werden. Sicherlich nicht ganz so hart und wahrscheinlich nicht ganz so köstlich wie Trockenartikel… Aber ein Versuch, Kauvergnügen und Gesundheit zu vereinbaren, ist es sicherlich wert!
PS: Du denkst über vegetarische oder vegane Kauartikel für deinen nierenkranken Hund nach? Nächste Woche kommt ein weiterer Blog-Artikel, in dem ich einige dieser Produkte für dich unter die Lupe nehme…
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Meine Name ist Anne Sasson. Ich bin Tierheilpraktikerin, Ernährungsberaterin und Dozentin.
Mein Herzenswunsch? Für immer mehr Hundegesundheit zu sorgen.
Meine Vision? Jeder Hund wird individuell behandelt und nach seinen ganz speziellen Bedürfnissen gefüttert.
Mein Weg? Es sind eigentlich zwei... Hunde sanft und nachhaltig behandeln und maßgeschneiderte Fütterungpläne für sie zusammenstellen. Und mein Wissen und meine Erfahrungen an andere Menschen im Tierberuf weiterzugeben.