Anne Sasson - Ganzheitliche Hundegesundheit
Fettarme Schonkost: Warum dein Hund sie nicht lange fressen sollte

"Mein Hund verträgt kein Fett“ - Diesen Satz höre ich in der Praxis fast täglich. Und vielleicht denkst du das auch von deinem Hund. Aber ist es wirklich so? Oder wie kommt es, dass Hunde, die von Natur aus sehr gute Fettverwerter sind, in der heutigen Zeit nicht mehr damit zurechtkommen? Wahrheit oder Mythos? Lass uns gemeinsam einen Blick auf die Fakten werfen.
Mythos Fett: Viel zu oft zu Unrecht kritisiert
Seit Jahrzehnten wird Fett in den Medien als ungesund dargestellt. Auch wenn die Wissenschaft diese Botschaft differenziert betrachtet, beeinflusst sie nicht nur unsere eigene Ernährung, sondern auch die Art und Weise, wie wir über Fett in der Hundefütterung denken.
Ich nehme hier ein Beispiel, möglicherweise erkennst du dich in dieser Situation wieder:
Dein Hund hat Magen-Darm-Beschwerden. Um seine Verdauung zu entlasten, fütterst du eine fettarme Schonkost. Das ist eine sinnvolle Entscheidung. Doch wenn es ihm dadurch besser geht, schleicht sich schnell der folgende Gedanke ein: "Wenn die fettarme Fütterung meinem Hund hilft, dann liegt es wohl daran, dass Fett ihn krank gemacht hat“.
Diese Schlussfolgerung hinkt. Und nicht nur das: Mit ihr beginnt ein Teufelskreis.
Denn aufgrund dieser Annahme bekommt dein Hund weiterhin wenig Fett, was dazu führt, dass er es immer weniger verträgt.
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Fettarme Schonkost: Zu wenig Fett kann deinen Hund krank machen
Eine fettarme Fütterung kann zwar kurzfristig sinnvoll sein, langfristig wird sie oftmals ernste gesundheitliche Folgen haben:
- Energiemangel
Fett ist die effizienteste Energiequelle für Hunde. Es liefert mehr als doppelt so viel Energie wie Kohlenhydrate. Doch diese führen in größeren Mengen gefüttert zur Belastung der Bauchspeicheldrüse und aufgrund der niedrigen Verdaulichkeit zu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt.
- Nährstoffmangel
Ohne Fett kann der Körper deines Hundes fettlösliche Vitamine (A, D, E und K) nicht ausreichend aufnehmen, was langfristig zu Mangelerscheinungen führen kann.
Zudem liefert Fett essenzielle Fettsäuren wie die Omega-3 und Omega-6, die für alle lebenswichtige Körperfunktionen und ein starkes Immunsystem unentbehrlich sind. (Hier findest du viele interessante Informationen: Die Omega-3-Familie: Wertvolle Fettsäuren für deinen Hund)
- Verdauungsprobleme
Erstaunlich? Aber ganz logisch! Fett ist nicht nur ein Energielieferant, sondern auch ein wichtiger Stimulus für die Verdauung.
Wenn dein Hund fettarm ernährt wird, passt sich seine Verdauung an und reduziert automatisch die Produktion von Gallensäften und fettspaltenden Enzymen.
Mit der Zeit wird der Körper deines Hundes "verlernen", Fett effizient zu verdauen.
Wenn du nach einer langen fettarmen Phase wieder Fett zuführst, kann es zu Verdauungsproblemen wie Durchfall oder Blähungen kommen.
Das bedeutet aber nicht, dass dein Hund grundsätzlich kein Fett verträgt, sondern dass er wieder lernen muss, es zu verwerten. Die Lösung ist also nicht, weiterhin fettarm zu füttern, sondern seine Verdauung wieder zu trainieren.
- Muskelabbau
Wenn dein Hund dauerhaft zu wenig Fett bekommt, muss sein Körper sich eine andere Energiequelle suchen. Er greift dann auch auf die Proteine aus der Nahrung oder sogar aus seiner eigenen Muskulatur zurück.
Proteine sind nicht gut dazu geeignet, Energie zu liefern. Werden sie dennoch zu diesem Zweck verbrannt, fehlen wichtige Bausteine für den Aufbau und Erhalt der Muskulatur.
- Belastung von Leber und Nieren
Wenn der Körper statt Fett vorrangig Proteine zur Energiegewinnung heranziehen muss, entstehen vermehrt Abbauprodukte.
Die Leber muss diese Stoffe umwandeln, damit sie u.a. über die Nieren ausgeschieden werden können. Das bedeutet eine zusätzliche Belastung für diese beiden Organe.
- Stress für die Bauchspeicheldrüse
Um den Energiemangel bei fettreduzierter Ernährung zu vermeiden, werden oft größere Mengen an Kohlenhydraten gefüttert ersetzt. Doch das kann ebenfalls Probleme verursachen.
Kohlenhydrate lassen den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen, was eine erhöhte Insulinproduktion erforderlich macht.
Die Bauchspeicheldrüse muss dadurch mehr arbeiten, um den Blutzucker zu regulieren.
Auf lange Sicht kann das zur übermäßigen Belastung und zur Erkrankung der Bauchspeicheldrüse führen.
Auch hier gilt: Fett ist meistens nicht die primäre Ursache von Bauchspeicheldrüsenerkrankungen. Ist sie einmal erkrankt, stellt die fettarme Diät eine sinnvolle Entlastung dar. Das bedeutet aber nicht, dass dein Hund sein Leben lang mit wenig Fett auskommen muss.
Ausstieg aus der Schonkost: So gewöhnst du deinen Hund wieder an Fett
Wenn dein Hund lange fettarm gefüttert wurde, solltest du Fett behutsam wieder in seinen Speiseplan integrieren:
- Langsam starten – Beginne mit ein paar Tropfen hochwertigem Lachsöl oder einer kleinen Menge tierischen Fetts.
- Schrittweise steigern – Erhöhe die Fettmenge über mehrere Wochen, damit sich Verdauungsenzyme und Gallenproduktion anpassen können.
- Beobachten – Achte auf Verdauungsreaktionen wie Durchfall oder Blähungen und passe die Menge entsprechend an.
- Die richtigen Fette wählen – Hochwertige tierische Fette wie Lachsöl, Rinder- oder Geflügelfett.
Tierisch oder pflanzlich? Die besten Fettquellen für Hunde
- Tierische Fette – die natürliche Energiequelle
Sie sind für Hunde besser geeignet als pflanzliche Öle. Auch wenn sie sich angepasst haben, sind Hunde sind ursprüngliche Fleischfresser und ihre Verdauung ist darauf spezialisiert, tierische Fette effizient aufzuspalten und zu nutzen.
Besonders empfehlenswert sind Rinder- oder Geflügelfett. Du kannst aber jedes andere Tierfett wählen.
- MCT-Fette – eine gute Wahl für empfindliche Hunde
MCTs (mittelkettige Triglyceride) werden direkt in der Leber verwertet und belasten den Darm und die Bauchspeicheldrüse weniger. Sie eignen sich besonders für Hunde mit Verdauungsproblemen oder eingeschränkter Fettverwertung.
Fett ist nicht der Feind
Fett ist für deinen Hund kein Gegner, sondern eine essenzielle Nährstoffquelle. Eine langfristig stark fettreduzierte Ernährung kann sogar mehr Schaden als Nutzen anrichten und sollte längerfristig vermieden werden. Wichtig ist, dass dein Hund hochwertige tierische Fette bekommt und dass du ihn eventuell wieder schrittweise daran gewöhnst.
Starte langsam und beobachte ihn genau – dein Hund wird es dir mit Gesundheit und Energie danken!
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Meine Name ist Anne Sasson. Ich bin Tierheilpraktikerin, Ernährungsberaterin und Dozentin.
Mein Herzenswunsch? Für immer mehr Hundegesundheit zu sorgen.
Meine Vision? Jeder Hund wird individuell behandelt und nach seinen ganz speziellen Bedürfnissen gefüttert.
Mein Weg? Es sind eigentlich zwei... Hunde sanft und nachhaltig behandeln und maßgeschneiderte Fütterungpläne für sie zusammenstellen. Und mein Wissen und meine Erfahrungen an andere Menschen im Tierberuf weiterzugeben.